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Writer's pictureYoga on the Move

Der Dai Mai und das Feuerelement: Energieausgleich im Sommer

Fokus des Monats: August 2024

geschrieben von Jenny T.


Während des „Embodied Nature Retreat“ von Yoga On The Move im April tauchten wir in die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ein und lernten etwas über diese uralte Heilpraxis, während wir in der üppigen Natur am Stadtrand von Berlin badeten. Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich in die Stadt zurückkam und wie dieses Wochenende den Beginn des Frühlings markierte. Ich war voller Vorfreude und spürte die Yang-Energie in jeder meiner Zellen, die sich nun erheben und ausdehnen würde. Später, im August, befinden wir uns auf dem Höhepunkt des Sommers mit der Hitze und Intensität des Feuerelements. Und während ich jedes bisschen davon genieße, beginne ich, wieder mehr Zeiten der Stille zu erleben. Während ich früher kaum auf die Signale meines Körpers hörte, wurde es mir heilig, Zeit mit mir selbst zu verbringen und die Yin-Energie einzuladen.


Da wir im August immer noch die Wärme und Lebendigkeit des Sommers in vollen Zügen genießen, ist es wichtig zu verstehen, wie diese Jahreszeit mit den energetischen Systemen unseres Körpers interagiert. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) basiert auf dem Konzept des Qi, der Lebensenergie, die entlang von Meridianen durch den Körper fließt. Dieses System steht in Verbindung mit der natürlichen Welt und richtet die Organe, Emotionen und die Gesundheit des Körpers auf die wechselnden Jahreszeiten und die fünf Elemente (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser) aus. Jedes Element wird mit bestimmten Organen und Emotionen in Verbindung gebracht, und die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen diesen Elementen und dem Qi-Fluss ist wichtig, damit wir uns gut und ausgeglichen fühlen. Der Sommer wird mit dem Feuerelement in Verbindung gebracht und beeinflusst sowohl unseren körperlichen als auch unseren emotionalen Zustand.


Dieser Blogpost ist eine Erkundung eines besonderen Meridians - eines außergewöhnlichen Meridians sogar. Der Dai Mai, oder „Gürtelkanal“, spielt eine entscheidende Rolle beim Ausgleich dieser Energien, was ihn in dieser Zeit des Jahres besonders relevant macht. Wenn wir uns näher mit der Bedeutung des Dai Mai befassen, werden wir seine einzigartige Lage und seine Funktionen im Körper beleuchten und herausfinden, wie er uns bei körperlicher Gesundheit und verschiedenen emotionalen Zuständen unterstützen kann, insbesondere im Sommer. Wir begeben uns auf eine Reise durch die Traditionen der Chinesischen Medizin, um zu lernen, wie wir uns in dieser Zeit nähren können - indem wir alles spüren und uns gut erholen.



Sommer: Die Zeit des Herzens und des Feuers


Das Feuerelement verkörpert Wärme und Aktivität, Ausdehnung und Aufstieg.


Organe:

  • Herz und Dünndarm sind mit dem Feuerelement verbunden.

  • Das Herz („Kaiser“ der Organe in der TCM) regelt den Blutkreislauf und das emotionale Wohlbefinden.

  • Der Dünndarm hilft bei der Sortierung und gleichzeitigen Aufnahme von Nährstoffen, sowohl physischer als auch emotionaler Natur.


Emotionen:

  • Freude und Leidenschaft sind positive Erscheinungsformen des Feuerelements.

  • Kann - wenn es aus dem Gleichgewicht gerät - zu emotionalen Extremen wie Angst oder Ungeduld führen.


Körperliche Symptome:

  • Ein Ungleichgewicht des Feuers kann sich in hitzebedingten Symptomen wie Rötung, übermäßigem Schwitzen, Schlaflosigkeit oder Herzklopfen äußern.



Der Dai Mai und seine Bedeutung im Sommer


Der Dai Mai, auch bekannt als das „Gürtelgefäß“, ist eines der Acht Außergewöhnlichen Gefäße in der TCM. Dieser einzigartige horizontale Meridian verläuft um die Taille und verbindet den Ober- und Unterkörper. Er trägt zur Regulierung des Qi- und Blutflusses bei und sorgt für eine ausgewogene und reibungslose Verteilung im gesamten System.


Die Rolle des Dai Mai bei der Regulierung des Energieflusses ist in dieser Jahreszeit besonders wichtig, da er dazu beiträgt, diese feurigen Energien zu harmonisieren und das innere Gleichgewicht zu erhalten.



Dai Mai Ungleichgewichte: Körperlich und seelisch



"Der Dai Mai ist oft mit emotionalen Gefühlen verbunden, die sich in Form von mangelnder Motivation oder einem Gefühl der Belastung äußern können."


Ein Ungleichgewicht im Dai Mai kann sich erheblich darauf auswirken, wie wir uns in unserem Körper und unserem Geist fühlen, was zu vielen Erscheinungsformen führen kann.


Physisches Ungleichgewicht:

  • Schmerzen im unteren Rücken und in der Hüfte: Ungleichgewichte können sich oft als Steifheit oder Schmerzen in diesen Bereichen äußern.

  • Verdauungsprobleme: Da der Dai Mai mit dem Verdauungssystem verbunden ist, kann ein Ungleichgewicht zu Blähungen, Verstopfung oder unregelmäßiger Verdauung führen.

  • Andere Probleme: Ein Ungleichgewicht kann zu Beschwerden im Unterbauch oder Menstruationsstörungen führen.


Emotionales Ungleichgewicht:

  • Gefühle des „Steckenbleibens“: Das Dai Mai ist oft mit emotionalen Gefühlen des Feststeckens oder Eingeschlossenseins verbunden, die sich in mangelnder Motivation oder einem Gefühl der Belastung äußern können.

  • Unruhe: Emotionen wie Angst, Reizbarkeit oder Unruhe.

  • Emotionale Speicherung und Freisetzung: Die Hüften, die mit dem Dai Mai verbunden sind, gelten als Speicher für ungelöste Emotionen wie Angst, Stress oder Kummer.



Dai Mai im Yoga: Verbindung, Nutzen und die Verbindung zu Hüften und Emotionen


Im Kontext des Yoga steht die Funktion des Dai Mai in Resonanz mit Praktiken, die darauf abzielen, die Energie des Körpers auszugleichen und die ganzheitliche Gesundheit zu erhalten. Hier erfährst du, wie das Verständnis und die Arbeit mit dem Dai Mai für deine Praxis von Nutzen sein kann:


  • Geregelter und horizontaler Fluss des Qi

  • Ein Gefühl der Zentrierung

  • Emotionale Klarheit und Stabilität

  • Hormonelles Gleichgewicht

  • Gesunde Verdauung

  • Verbesserte Körperhaltung


Finde dein Gleichgewicht


Um das Gleichgewicht von Körper, Geist und Herz zu kultivieren und insbesondere das Dai Mai und das Feuerelement zu harmonisieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese Absicht in unsere Praxis einzubringen. Gleichzeitig wissen wir, dass unsere Praxis nicht an den Rändern unserer Matte endet. Auch jenseits dieser vier Ecken gibt es vielfältige und einfache Möglichkeiten, unseren emotionalen und energetischen Zustand auszugleichen.



Gleichgewicht auf der Matte


  • Hüftöffnende Asanas: Die Taube (Eka Pada Rajakapotasana) und der Schmetterling (Baddha Konasana) helfen dabei, Spannungen in den Hüften und im unteren Rücken zu lösen. Diese Posen verbessern die Flexibilität und Mobilität, helfen aber auch, gespeicherte emotionale Spannungen abzubauen.

  • Bauchmuskulatur stärkende Asanas: Haltungen wie Navasana (Bootshaltung) stärken die Körpermitte und unterstützen die Struktur des Dai Mai, was zu einem insgesamt ausgeglichenen Energiesystem führt.

  • Kühlendes Pranayama: Übe kühlende Atemtechniken wie Sitali oder Sitkari Pranayama, um die Hitze des Feuerelements zu lindern.

  • Meditiere über den Dai Mai: Setze dich bequem hin, atme tief ein und stelle dir ein warmes Licht vor, das deine Taille umgibt. Wiederhole im Stillen das Mantra „Ich lasse alles los, was mir nicht gehört“, und stelle dir vor, wie sich das Licht mit jedem Ausatmen sanft auflöst und alle Spannungen und Belastungen loslässt.

  • Yin und Gong: Erlebe tiefe Entspannung, wohltuende Schwingungen, die deinen Körper wie der Dai Mai umkreisen und spüre, wie sie über deine innere Landschaft streichen.



Balance abseits der Matte


Achtsames Essen und Trinken:

  • Vermeide kühle Getränke, wie Smoothies oder Eiskaffee (ich weiß, das ist hart), denn das reduziert dein gesamtes Qi. Stell dir deinen Magen wie einen Kochtopf vor, der immer die gleiche Menge an Feuer benötigt, um zu brennen. Wenn du trinkst und kalte Speisen isst, dämpfst du das Feuer, wodurch der Körper mehr Energie/Qi verbraucht, um es wieder in Gang zu halten.

  • Wenn du, wie ich, nicht ganz widerstehen kannst, kannst du es etwas ausgleichen, indem du warmen oder sogar heißen Kräutertee trinkst. Genieße Kräuter, die nach der TCM kühlende Eigenschaften haben, wie Kamille, Geranie oder Pfefferminze.

  • Bevorzuge kühlende, feuchtigkeitsspendende Lebensmittel, die das Herz und den Dünndarm unterstützen (Gurken, Melonen und Blattgemüse).


Probiere Akupressur aus:

Übe mit deinen Fingern 1 bis 3 Minuten lang einen festen, gleichmäßigen Druck auf den jeweiligen Akupunkturpunkt aus, wobei du den Druck allmählich erhöhst und dann nachlässt, während du tief durchatmest und dich entspannst.

  • Zwei wunderbare Punkte, um Emotionen auszugleichen und das Herz zu beruhigen, sind Herz 7 und Pericardium 6.

  • Herz 7 (HT7), auch bekannt als Shenmen oder „Geisttor“, befindet sich in der Handgelenksfalte, auf der Seite, die dem kleinen Finger am nächsten ist, wo du eine leichte Vertiefung spüren kannst.

  • Perikard 6 (PC6), auch Neiguan oder „Innerer Durchgang“ genannt, befindet sich auf der Innenseite des Unterarms, etwa zwei Fingerbreit oberhalb der Handgelenksfalte, zwischen zwei sichtbaren Sehnen, wenn man eine Faust macht und das Handgelenk leicht beugt.


Emotionale Awareness:

  • Probiere Aktivitäten aus, die dir helfen, mit deinen Gefühlen in Kontakt zu kommen, z. B. Tagebuch schreiben.

  • Pflege Praktiken, die die Emotionen beruhigen und ausgleichen, wie z. B. Zeit in der Natur zu verbringen und ein neues kreatives Hobby auszuprobieren.



Das Feuerelement, das in dieser Jahreszeit im Mittelpunkt steht, fördert Wärme und Freude, erinnert uns aber auch daran, unser Herz zu nähren und unser emotionales Wohlbefinden zu erhalten. Das Dai Mai, das Gürtelgefäß, spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Energieflusses in unserem Körper und sorgt dafür, dass wir geerdet und ausgeglichen bleiben.


Wenn wir diese traditionellen Konzepte verstehen, können wir besser einschätzen, wie sehr unsere körperliche, emotionale und spirituelle Gesundheit miteinander verbunden ist. Es ist ein großes Geschenk, von diesen uralten Methoden zu lernen, und ganz gleich, ob es sich dabei um achtsame Praktiken oder Ernährungsanpassungen handelt - jede Integration dieser Prinzipien in unser tägliches Leben kann uns einen Zustand des Gleichgewichts in Fülle bieten.



Lese hier mehr dazu:

  • "Grundlagen der Chinesischen Medizin", Giovanni Maciocia

  • "Das große Buch der chinesischen Medizin", Ted J. Kaptchuk

  • "Between Heaven and Earth", Beinfield & Korngold

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