Fokus des Monats - April 2023
geschrieben von Marlene Schmitt
“Wenn wir keinen Winter hätten, wäre der Frühling nicht so erfreulich." — Anne Bradstreet
Der Frühling ist die Zeit des Neubeginns, des Wachstums und der Erneuerung. Wenn die Bäume zu sprießen beginnen und die Blumen blühen, können auch wir diese Zeit nutzen, um über unser eigenes Wachstum und unsere Erneuerung nachzudenken. Vielleicht spürst du sogar einen Energieschub in deinem eigenen Körper oder erlebst ein leichteres Gemüt und eine etwas bessere Stimmung.
Wenn wir die Natur betrachten, die sich mit den Jahreszeiten verändert und sich an neue Bedingungen anpasst, spüren wir, wie sich dies auch auf unsere eigene energetische Erfahrung auswirkt.
Viele alte Traditionen wie Yoga, Taoismus, Buddhismus und Hinduismus sowie die moderne Physik lehren, dass alles im Universum Energie ist. Ein Baum, ein Computer und sogar ein Stuhl sind alle Formen von Energie; jede schwingt mit einer einzigartigen Geschwindigkeit, die es uns ermöglicht, sie zu sehen, zu berühren und zu nutzen. Jeder Gedanke, jedes Gefühl und jede Erfahrung, die wir machen, hat ebenfalls eine Energieschwingung, die sich im Körper als physische Empfindung niederschlägt. Diese nicht greifbare Energie lässt sich am besten verstehen, wenn man sich mit einem Aspekt der subtilen Körperweisheit des Yoga beschäftigt, den drei Gunas.
In der Yoga-Philosophie entsteht alle Materie im Universum aus dem Grundsubstrat namens Prakriti (Natur, Quelle). Aus dieser ätherischen Prakriti entstehen die drei primären Gunas (Energiequalitäten), die die wesentlichen Aspekte der gesamten Natur, Energie, Materie und Bewusstsein, bilden. Die drei Gunas sind Tamas (Stabilität), Rajas (Aktivität) und Sattva (Bewusstsein) und sie spielen eine bedeutende Rolle für unser körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden. Das Bewusstsein und die bewusste Beeinflussung der drei Gunas sind ein wirksames Mittel, um Stress abzubauen, den inneren Frieden zu stärken und das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Yoga ist eine Praxis zur Erlangung von Gleichgewicht und Harmonie zwischen diesen drei Gunas, die nicht nur physische Eigenschaften sind, sondern auch mentale und spirituelle Zustände beschreiben. Diese Gunas sind immer in verschiedenen Kombinationen vorhanden, und ihre Ausprägung kann unsere Gedanken, Handlungen und unser Verhalten beeinflussen.
„Aus dem Gleichgewicht zu fallen, spielt keine Rolle, wirklich und wahrhaftig. Wie wir mit diesem Moment umgehen und wie wir unseren Weg zurück in die Mitte finden, jeden Tag, wieder und wieder, das ist die Praxis des Yoga.“ - Cyndi Lee
Sattva hat die Eigenschaft der Reinheit, Klarheit und Güte. Sie wird mit Tugenden wie Selbstbeherrschung, Mitgefühl, Weisheit und innerem Frieden in Verbindung gebracht. Menschen, die überwiegend Sattva sind, sind ruhig, friedlich und zufrieden. Sie sind an spirituellen Aktivitäten interessiert und widmen sich der Selbstverbesserung.
Rajas hat die Eigenschaft von Aktion, Leidenschaft und Energie. Sie wird mit Merkmalen wie Ehrgeiz, Unruhe und Verlangen in Verbindung gebracht. Menschen, die überwiegend Rajas sind, sind sehr aktiv und angetrieben, aber sie können auch impulsiv und ungeduldig sein. Sie konzentrieren sich darauf, ihre Ziele zu erreichen und können sehr wettbewerbsorientiert sein.
Tamas hat die Eigenschaft der Trägheit, Dunkelheit und Unwissenheit. Es wird mit Merkmalen wie Faulheit, Apathie und Unwissenheit in Verbindung gebracht. Menschen, die überwiegend Tamas sind, sind lethargisch, träge und unmotiviert. Es fehlt ihnen an Enthusiasmus und sie sind nicht an Selbstverbesserung oder spirituellen Bestrebungen interessiert.
Die drei Gunas sind nicht starr, sie können sich im Laufe der Zeit verändern, und eine Qualität ist in der Regel präsenter oder dominanter als die anderen, je nachdem, mit welcher Herausforderung du konfrontiert bist und wie du auf sie reagierst. Wenn du überreagierst, weil dich jemand im Straßenverkehr geschnitten hat, wird Rajas dominant. Wenn du dich nach einem großen Teller Nudeln müde fühlst, regiert Tamas. Wenn du aus einer beruhigenden, erholsamen Praxis kommst, kannst du die sattvische Qualität von innerem Frieden und Harmonie erfahren.
Um ein erfülltes Leben zu führen, ist es jedoch wichtig, ein Gleichgewicht zwischen den drei Gunas anzustreben. Wenn Sattva dominiert, erleben wir inneren Frieden und Glück, wenn Rajas dominiert, erleben wir Leidenschaft und Energie, und wenn Tamas dominiert, erleben wir Lethargie und Depression.
Die Praxis von Yoga und Meditation kann uns helfen, Sattva zu kultivieren und den Einfluss von Rajas und Tamas zu verringern. Sie kann uns helfen, Selbstbewusstsein und Selbstbeherrschung zu entwickeln, was für ein ausgeglichenes und erfülltes Leben unerlässlich ist.
Yogapraktiken zum Ausgleich der drei Gunas:
Sattva: Um Sattva zu kultivieren, praktiziere sanfte und beruhigende Yogaübungen wie Soul Flow, Yang to Yin, Yin Yoga oder Achtsame Bewegung. Konzentriere dich auf Haltungen, die die Selbstbeobachtung fördern, wie z. B. die child's pose, forward folds und Savasana. Übe Hingabe (Bhakti-Yoga) durch das Singen von Mantras und diene offenherzig zum Wohle aller Lebewesen. Laut Ayurveda wird eine pflanzliche Ernährung, die so weit wie möglich aus biologischem Anbau und aus der Region stammt, den sattvischen Zustand unterstützen, ebenso wie frühes Einschlafen und Aufwachen bei Sonnenaufgang. Tägliche Meditation, der Verzicht auf elektronische Geräte und ein wenig Zeit in der Natur können helfen, den Geist zu beruhigen und den inneren Frieden zu fördern.
Rajas: Um Rajas auszugleichen, übe dich darin zu entschleunigen. Soul Flow, Yang to Yin oder Yin Yoga sind Klassen, die die Sprunghaftigkeit der Rajas dämpfen. Sanfte Pranayama-Praktiken wie Nadi Shodhana (Wechselatmung) oder Sitali (kühlender Atem) beruhigen das Nervensystem, klären den Geist und beruhigen den Körper. Um Rajas zu beruhigen, empfiehlt Ayurveda, sich zu allen Mahlzeiten hinzusetzen, scharfe oder gebratene Speisen auszulassen und reichlich antioxidativ wirkende Pflanzen wie Blattgemüse zu essen.
Tamas: Um den Einfluss von Tamas zu reduzieren, praktiziere Yogaübungen, die Wärme und Stimulation fördern, wie Vinyasa, Warrior Flows oder Ashtanga Yoga. Konzentriere dich auf Haltungen, die Wärme und Bewegung anregen, wie z. B. Sonnengrüße, Rückbeugen und Drehungen. Schüttele deine Hände, während du deine Arme mehrmals über den Kopf hebst, um Tamas zu lösen, ebenso wie einige Runden Kapalabhati (Schädelatmung). Ayurveda-Praktiker empfehlen, tamasige Nahrungsmittel wie Fleisch, Knoblauch, Zwiebeln und Brot sowie übriggebliebene Speisen zu meiden und stattdessen frisches Obst und Gemüse aus der Region zu wählen. Diese Praktiken können helfen, Gefühle von Lethargie zu verringern und ein Gefühl der Belebung zu fördern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Praxis des Yoga uns helfen kann, die drei Gunas auszugleichen und mehr Satva in unserem Leben zu kultivieren. Durch die Yogapraxis können wir inneren Frieden, Glück und ein Gefühl der Zielstrebigkeit erfahren. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass das Gleichgewicht zwischen den drei Gunas eine Reise ist, die beständige Übung und Selbsterkenntnis erfordert.
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